Die Wilhelmsbrücke wurde am 12.10.1929 gesprengt.
Stadtarchiv Stuttgart |
Ansichtskarte Verlag Josef Birn. Stuttgart |
So sah die Wilhelmsbrücke bei der Sprengung aus.
Auf der Abbildung sieht man einige der Schienen, über die die Erdbewegungen und der Abtransport der Trümmer erfolgte.
Wie Wilhlmsbrücke vorher ausgesehen hat, zeigt die Abbildung. Blick von der Wilhelmaseite aus.Sie wurde von 1834 bis 1838 von Eberhard Etzel gebaut. Es war die erste Steinbrücke an dieser Stelle. Benannt nach König Wilhelm I, der für die Finanzierung gesorgt hatte.
Über die Tränen der Canstatter bei der Sprengung berichtet der Schwäbische Merkur.
Der Abriss war nötig geworden, weil im Rahmen der Kanalisierung des Neckars, das gesamte Tal umgestaltet wurde. Die gesprengte Brücke war 133 m, die neue Stahlbrücke nur noch 71 m. Die Kanalisierung hatte zwei Ziele, einerseits die Erleichterung des Schiffsverkehrs und andererseits die Verhinderung oder zumindest die Abschwächung der häufigen Hochwasser.
Stadtarchiv Stuttgart |
Im Hindergrund sieht man die bereits fertiggestellte Rosensteinbrücke, eine MAN-Stahlbrücke. Sie wurde 1945 von deutschen Truppen gesprengt. 1953 baute Fritz Leonhardt an dieser Stelle die erste Spannbetonbrücke in Stuttger. Neben der Rosensteinbrücke sieht man das Wilhelma-Theater.
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Von der Wilhelmaseite aus war der Blick auf die Baustelleauch nicht hübscher.
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Noch ein Blick auf die Kanalisierungs-Baustelle. Im Hindergrund wieder die Rosensteinbrücke. Mitten im Fluß steht ein Kran. Das Ganze wird von interssierten Bürgern beobachtet.
Über die Tränen der Canstatter bei der Sprengung berichtetder
Schwäbischer Merkur, 12/13.10.1929
„Das Schicksal der Cannstatter Wilhelmsbrücke war schon seit längerer Zeit besiegelt. Man wusste, dass sie den Neckarbauarbeiten zum Opfer fallen musste zum Leidwesen wohl aller alten Cannstatter und aller Freunde eines schönen Stadtbildes. Nachdem die neue Rosensteinbrücke […] dem Betrieb übergeben war, hatte für die alte Steinbrücke das letzte Stündchen geschlagen. Man riss ihr zuerst das Eingeweide heraus, beseitigte Straßenbahnschienen, Straßen- und Gehwegbelag, nahm Gas- und Wasserröhren aus dem Inneren der Brücke fort und schließlich bohrte man die Pfeiler und bögen der Brücke für die S p r e n g u n g an. …
Es herrschte lautlose Stille. Mit Spannung wartete man auf den Moment der Sprengung.
10.15 Uhr ertönten vier Hupensignale, kurz darauf ein dumpfes Donnerrollen, an mehreren Stellen bäumte sich die Brücke bis zu zwei Meter hoch auf; Staubwolken stiegen auf, dann sank die Brücke in sich zusammen.
Die Sprengung war vollkommen. Etwa 200 Schüsse, die auf die gesamte Länge der Brücke mit Ausnahme des einen Bogens an der rechten Uferseite verteilt waren, kamen auf e l e k t r i s c h e m Wege g l e i c h z e i t i g z u r E n t l a d u n g. Die S p r e n g w i r k u n g ging entsprechend der Berechnung n a c h u n t e n, so dass keine Stücke in die Luft flogen.
Das W a h r z e i c h e n v o n C a n s t a t t war nicht mehr. Ein wehmütig stimmendes Bild zeigte der Trümmerhaufen mit der großen Quadersteinen. An der Straße nach Münster war die Brücke glatt am Fundament abgebrochen, auf der Marktstraßenseite hatte man, wie schon angedeutet, noch einen B r ü c k e n b o g e n stehen gelassen, unter dem der nach der Cannstatter Seite abgedrängte Neckar – das Wehr an der Wilhelmsbrücke ist überhöht – hindurchfließt.
Nach der Sprengung, die natürlich auch eine spürbare V e r k e h r s s t o c k u n g verursachte, kamen die Cannstatter in Scharen, um sich die eingestürzte Brücke anzusehen. Mit Tränen in den Augen standen die alten Männer an der Ufermauer und betrachteten die Trümmerstätte. Sie werden nun in Zukunft keine Überschwemmungen mehr erleben, haben dafür aber einen teuren Kaufpreis bezahlen müssen. Ein schönes Stück von Alt-Cannstatt ist dahin, der neuen Zeit geopfert.
Im Übrigen herrscht in Cannstatt Hochbetrieb. […]
An der König-Karlsbrücke geht das Gebäude des Kraftwerks der Vollendung entgegen, oberhalb der genannten Brücke schiebt sich bereits auch der neue e i s e r n e S t e g [Berger Steg] über den Neckar, der das Landschaftsbild leider nicht gerade verschönt. Weithin sieht man die Ufermauern und die neuen Neckardämme stehen. Gewaltig hat sich im vergangenen Jahr das Bild hier unten verändert.“
Quellen:
Hagel, Jürgen: Cannstatt und seine Geschichte. Tübingen 2002
Schwäbischer Merkur, 12/13.10.1929
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